
Vergilijeva smrt
„Der Tod des Vergil“ (1945) von Hermann Broch, ein Meisterwerk der modernen Literatur, ist ein philosophischer und poetischer Roman, der die letzten 18 Stunden im Leben des römischen Dichters Publius Virgil Maron verfolgt.
Der Roman spielt im Brindisi des Jahres 19 v. Chr. und behandelt Themen wie Kunst, Sterblichkeit, Ethik und den Sinn des Daseins anhand von Vergils inneren Kämpfen und visionären Meditationen.
Der schwer erkrankte Vergil segelt mit Kaiser Augustus nach Italien. Angesichts seines eigenen Todes hinterfragt er sein Leben und Werk, insbesondere die Aeneis, die er für unecht hält, weil sie das Imperium auf Kosten der Menschlichkeit feiert. In fieberhaften Grübeleien denkt er über die Grenzen der Kunst nach, ihre Unfähigkeit, Wahrheit zu erfassen, und ihr Verhältnis zur Macht. Vergil will die Aeneis zerstören, doch Augustus überredet ihn, sie zu bewahren, was den Konflikt zwischen Künstler und politischer Macht symbolisiert.
Der Roman ist in vier Teile gegliedert – Wasser, Feuer, Erde, Luft –, die jeweils einen anderen Stil aufweisen, von lyrisch bis philosophisch, und Vergils innere Wandlung widerspiegeln. Durch Begegnungen mit Freunden, Sklaven und Visionen erlebt Vergil eine kosmische Reise und setzt sich mit der universellen Verbundenheit von Leben und Tod auseinander. Brochs komplexe, vielstimmige Sprache und tiefgründige philosophische Reflexionen machen den Roman zu einer Meditation über die moderne Krise des Geistes, mit Parallelen zum Totalitarismus des 20. Jahrhunderts.
Das Werk, schriftstellerisch mit Joyce und Proust vergleichbar, bleibt ein kraftvoller Appell an die ethische Verantwortung des Künstlers und des Einzelnen gegenüber der Geschichte.
Es werden zwei Exemplare angeboten