
McDonaldizacija društva
Das Buch ist zu einem Klassiker geworden, weil es die Welt von Amazon, Uber, Netflix und TikTok dreißig Jahre im Voraus treffend beschreibt. Ritzer verflucht nicht Fast Food, sondern warnt davor, dass wir zwar satt bleiben, aber nach Sinn hungern werden,
In seinem Kultbuch argumentiert der amerikanische Soziologe George Ritzer, dass sich die moderne Gesellschaft nicht in Richtung Postmoderne oder Informationszeitalter entwickelt, sondern hin zu dem von McDonald’s perfektionierten Modell. Er nennt dieses Modell McDonaldization und definiert es als den Prozess, in dem die Prinzipien des Fast Foods zur dominanten Organisation nahezu aller Lebensbereiche werden.
Das Buch greift auf Max Weber und dessen These von der Rationalisierung und dem „eisernen Käfig“ der Bürokratie zurück, doch Ritzer geht noch einen Schritt weiter: Die heutige Rationalität ist nicht bürokratisch, sondern Fast-Food-Rationalität, basierend auf vier Säulen:
Effizienz – Optimierung des Prozesses, um Bedürfnis und Befriedigung so schnell wie möglich zu erreichen (Drive-in, Selbstbedienungskassen, Online-Bestellungen, Fertiggerichte).
Berechenbarkeit – alles wird in Zahlen gemessen: Zeit, Menge, Preis. Qualität ist zweitrangig („30 Sekunden oder gratis“, 5-minütige YouTube-Tutorials, 15-minütige Arzttermine). - Vorhersagbarkeit – der Nutzer erhält stets dasselbe Erlebnis ohne Überraschungen (gleiche Speisekarte in 120 Ländern, gleiches Ladendesign, gleiche Playlist bei Starbucks).
Kontrolle – Menschen werden durch Technologie ersetzt oder streng nach Skript gesteuert (Roboter in Amazon-Lagern, „Lächeln Nummer 7“ der Mitarbeiter, Algorithmen, die entscheiden, was gesehen wird).
Ritzer führt außerdem die fünfte, gefährlichste Konsequenz ein – die Irrationalität des rationalen Systems: Scheinbar perfekte Effizienz richtet enormen Schaden an. Es gibt „McJobs“ (eintönige Arbeit ohne Zukunft), „McUniversities“ (Massenlehre, MOOCs, Rankings), „McHospitals“ (15 Minuten pro Patient) und sogar „McSex“ (Tinder, schnell und standardisiert).
In späteren Ausgaben (2004, 2011, 2018) zeigt Ritzer, wie sich dieser Prozess beschleunigt hat: Amazon, Uber, Netflix, Instagram und TikTok sind Paradebeispiele für „McDonaldization 2.0“, bei der sich der Nutzer selbst ausbeutet (liefert, bewertet und erstellt kostenlos Inhalte). Das Buch endet mit einer Warnung: Wenn wir uns nicht wehren, wird unser ganzes Leben zu einem riesigen Drive-in – schnell, billig, anfangs lecker, aber letztendlich leer und seelenlos.
Und dreißig Jahre später ist dies die treffendste Diagnose der Welt, in der wir leben.
One copy is available





