
Krilati konjanik
„Der geflügelte Reiter“ von Jure Kaštelan, eine von Branimir Donat herausgegebene Anthologie, enthält Gedichte aus allen Phasen der kreativen Karriere des Dichters, von seiner Debütsammlung „Rotes Pferd“ (1940) bis „Wenn Vögel verschwinden“ (1989).
Diese Sammlung zeichnet Kaštelans Entwicklung nach: von seinen surrealistischen Anfängen, geprägt von Motiven der Liebe, Freiheit und des Todes, bis hin zu reifen Betrachtungen über Existenz, Heimat und den modernen Menschen.
In „Das rote Pferd“ verbindet Kaštelan surrealistische Vorstellungskraft mit Volkspoesie und bringt so revolutionäre Begeisterung und Kriegsangst zum Ausdruck. Das Gedicht „Typhus“ aus „Der Hahn auf dem Dach“ (1950) schildert eindringlich das Leid der Partisanen, während „Sein oder Nichtsein“ (1955) und „Ein kleiner Stein und viele Träume“ (1957) einen modernistischen Ausdruck einführen, inspiriert von Lorca und Whitman, mit Themen rund um Leben und Tod, wie etwa im Zyklus „Pferd ohne Reiter“.
Spätere Sammlungen wie „Das wilde Auge“ (1978) und „Das Gelübde für Epetion“ (1984) vertiefen seine Reflexionen über die dalmatinische Landschaft, Stein und Meer sowie universelle Fragen von Freiheit und Identität. Gedichte wie „Klage des Steins“ und „Traum im Stein“ betonen die elliptische Syntax und die Dichotomie von Licht und Dunkelheit.
Kaštelans Sprache, geprägt von einheimischen Rhythmen und Metaphern (Pferd, Vogel, Stein), verbindet Tradition mit Moderne. Die Anthologie mit Grafiken von Edo Murtić würdigt den Dichter, der mit freien Versen und kraftvollen Bildern die kroatische Poesie des 20. Jahrhunderts prägte und ein Zeichen universeller Menschlichkeit hinterließ. Dem Buch liegt eine Tafel bei, auf der der Dichter seine Verse vorträgt.
Es werden zwei Exemplare angeboten