
Ravnodušni / Agostino
„Indifferent“ (1929), Moravias erster und berühmtester Roman, ein Meisterwerk der italienischen Moderne, brachte ihm Ruhm und Anerkennung. „Agostino“ (1944) zählt zu Moravias lyrischsten Prosawerken, ein kurzer, aber kraftvoller Roman über das Erwachsenwe
„Gleichgültig“: Rom, Ende der 1920er Jahre. Die Familie Ardengo – Witwe Mariagrazia, Sohn Michele (24) und Tochter Carla (20) – lebt hinter einer bürgerlichen Fassade, während ihr Haus aufgrund von Schulden buchstäblich zusammenbricht. Leo Merumeci, der reiche und zynische Liebhaber der Mutter, bietet „Erlösung“ an: Geld für eine Villa im Tausch gegen Carlas Leiche. Michele, ein Intellektueller voller Weltverachtung, erkennt, dass er selbst gleichgültig ist – er hasst Leo, kann aber nicht handeln. Innerhalb von 48 Stunden bricht alles zusammen: Carla willigt in einen Kompromiss ein, Michele verpasst die Gelegenheit zur Rache, die Mutter bleibt blind. Der Roman ist eine kalte, chirurgisch präzise Analyse von moralischem Verfall, Heuchelei und Ohnmacht angesichts des Bösen. Ein Werk, das das faschistische Italien schockierte, weil es zeigte, dass Gleichgültigkeit nicht Unschuld, sondern Komplizenschaft ist.
„Agostino“: Der dreizehnjährige Agostino verbringt seine Sommer mit seiner verwitweten Mutter am Meer. Die gewohnte Beziehung zwischen Mutter und Sohn zerbricht, als der Junge entdeckt, dass seine Mutter einen Liebhaber hat und sich vor anderen Männern als Frau präsentiert. Er beginnt, sich mit Sexualität, Klassengegensätzen und seiner eigenen Ohnmacht auseinanderzusetzen. Er schließt sich einer Bande armer Strandjungen an, die ihn in eine Welt der Rohheit, Prostitution und des Spottes einführen. Im Versuch, „ein Mann zu werden“, erleidet Agostino Demütigungen und erkennt, dass Erwachsenwerden nicht heroisch, sondern schmerzhaft und schmutzig ist. Die Mutter bleibt ein unerreichbares Objekt, und der Junge kehrt verletzt und fremd im eigenen Körper nach Hause zurück.
Beide Romane thematisieren den Verlust der Unschuld – den sozialen in „Der Gleichgültige“, den persönlichen in „Agostino“ – und bilden den Höhepunkt von Moravias Auseinandersetzung mit Entfremdung, Sexualität und der Heuchelei des Bürgertums.
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