
Higijena ubojice
Amélie Nothombs Debütroman ist eine satirische schwarze Komödie über die Macht der Worte und Frauenfeindlichkeit, die in einem dunklen, chaotischen Haus in Belgien spielt. Das düstere Porträt einer Monsterkünstlerin erinnert uns daran, dass Worte Gift ode
Der 83-jährige Schriftsteller Prétextat Tach, Nobelpreisträger für Literatur, leidet an einer seltenen Form von Lungenkrebs und hat nur noch wenige Monate zu leben. Sein Tod wird vorzeitig bekannt gegeben, was eine Lawine auslöst: Fünf Journalistinnen, jede aus einem anderen Land, tauchen in seiner verkümmerten Welt auf, um ihn zu interviewen, und träumen von einer Sensationsgeschichte.
Tach, übergewichtig, schmutzig und frauenfeindlich, sitzt wie eine Spinne im Netz in seinem Zimmer. Er empfängt jede Journalistin einzeln und nutzt sprachliche Akrobatik, um sie zu demütigen, zu beleidigen und zu brechen. Die erste, eine Niederländerin, rennt weinend davon; die Französin stellt sich seinen Beleidigungen; die Amerikanerin gibt schnell auf. Tachs Monologe, voll akribischer Verachtung für das weibliche Geschlecht, werden zu Waffen: Er wirft ihnen Dummheit, Oberflächlichkeit und mangelndes Talent vor und enthüllt gleichzeitig, dass seine Romane – endlose, sich wiederholende Beschreibungen von Frauenmorden – keine Fiktion, sondern in der Kunst versteckte autobiografische Verbrechen sind.
Der Höhepunkt ist der junge Belgier Ninion, der am längsten durchhält. In einem psychologischen Kampf enthüllt Tach sein Geheimnis: Er ist kein genialer Schriftsteller, sondern ein Mörder, der Dutzende von Frauen getötet hat, und das Schreiben dient ihm als „Hygiene“ – es reinigt sein Gewissen durch Fiktion. Doch Ninion, intelligent und hartnäckig, wendet den Spieß um: Sie verwendet seine Worte gegen ihn, entlarvt die Lüge und bricht ihn. Der Roman erforscht Themen wie Sexismus, Narzissmus, die Macht der Literatur und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion – mit Nothombas scharfem Humor und Absurdität.
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