
Lingvistika i poetika
In seiner Vorlesung „Linguistik und Poetik“ untersucht der russisch-amerikanische Linguist Roman Jakobson (1896–1982) das Verhältnis zwischen Sprache und Literatur und argumentiert, dass die Poetik ein Teilgebiet der Linguistik sei, das sich damit befasse
Die Poetik untersucht die Spezifik der verbalen Kunst im Verhältnis zu anderen Künsten und Sprachformen und betont dabei die poetische Funktion der Sprache. Jakobson identifiziert sechs Kommunikationselemente und ihre Funktionen:
Referentiell – kontextbezogen (Informationsvermittlung).
Emotional – sprecherbezogen (Ausdruck von Emotionen).
Konativ – empfängerbezogen (Befehle, Appelle).
Phatisch – kanalorientiert (Kontaktpflege, z. B. „Hallo?“).
Metalinguistisch – codeorientiert (sprachliche Kommunikation).
Poetisch – auf die Botschaft selbst fokussiert, wobei Form, Äquivalenz und Parallelismus betont werden.
In der Poesie dominiert die poetische Funktion: Das Äquivalenzprinzip (vom Wort- zum Satzparadigma) wird auf die Syntax übertragen und erzeugt Rhythmus, Reim und Metaphern. Beispiele: „Die Kreissäge knurrte und ratterte“ (Frost) oder russische Lieder mit Assonanzen.
Die Linguistik liefert Werkzeuge zur Analyse poetischer Stilmittel (Phonologie, Syntax), die Poetik wendet diese jedoch auf die Kunst an. Jakobson kritisiert die Trennung von Poetik und Linguistik und plädiert für deren Integration, um ein besseres Sprachverständnis zu erlangen. Sein Text beeinflusst Strukturalismus, Semiotik und Literaturtheorie und zeigt, dass Poesie „Sprache in ihrem ästhetischen Ziel“ ist.
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