
Čistoća
Vierzehn Jahre nach „Die Korrekturen“ und fünf Jahre nach „Die Freiheit“ schrieb Franzen einen weiteren großen Roman, „seinen bisher intimsten, in dem er seiner Stimme einige neue Töne hinzufügte.“
„Reinheit“, der Titel von Jonathan Franzens neuem Roman, ist sowohl die Bedeutung des Namens der Hauptfigur (Reinheit) als auch ein Konzept, das im Roman viele Formen annimmt.
Pip Tyler, genannt Purity, lebt als Hausbesetzerin in Oakland, hoch verschuldet mit Studienkrediten. Ihre einzige Familie ist ihre Mutter. Fast völlig isoliert aufgewachsen, kennt sie weder die wahre Identität ihrer Mutter noch die ihres Vaters und fürchtet, niemals ein normales Leben führen zu können.
Der Kontakt zu Anarchisten aus Deutschland führt Pip nach Südamerika, wo sie ein Praktikum beim Sun Project beginnt, einer Hackergruppe ähnlich wie WikiLeaks. Pip hofft, dort das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Die Gruppe wird von dem charismatischen Andreas Wolf angeführt, der seine Jugend in Ostdeutschland verbrachte und während des Mauerfalls bekannt wurde. Obwohl er viel älter ist als sie, zeigt Wolf Zuneigung zu Pip, und zwischen ihnen entwickelt sich eine besondere und intensive Beziehung.
Die Geschichte verzweigt sich in Vergangenheit und Gegenwart und gliedert sich in sieben miteinander verbundene Teile, die aus der Perspektive verschiedener Figuren erzählt werden. So erschafft Franzen eine Welt origineller und unvergesslicher Charaktere – Journalisten, Informanten, Liebende und Ehepartner, erfolglose Schriftsteller, Karrieristen und Tragödienschauspieler.
Fast jede Figur im Roman strebt in irgendeiner Form nach „Reinheit“, und die Auseinandersetzung mit Wahrheit und Lüge, mit Reinheit und Verdorbenheit prägt viele Ebenen ihres Daseins und ihrer Beziehungen.
„Reinheit“ ist ein komplexer, aber meisterhaft erzählter Roman über große Themen (das Leben unter dem Kommunismus und der Fall des Ostblocks, die Offenlegung der Privatsphäre im Internetzeitalter, Korruptionsskandale in der Politik, die toxische Wirkung einer Ruhmsucht). Im Kern des Romans pulsieren jedoch viel intimere Probleme und Themen: gescheiterte Ehen, zerbrochene Freundschaften, schmerzhafte Kindheiten, sexuelle Fantasien und Perversionen, Momente der Konfrontation mit den eigenen Dämonen, Wahnsinn und Chaos. Alle Figuren in dem Roman tragen Geheimnisse, Scham und Schuldgefühle mit sich herum, und Franzen selbst bezeichnete „Reinheit“ als ein Buch über unsere Wunden und Verletzungen.
Mit diesem Roman bewies Franzen einmal mehr sein außergewöhnliches Erzähltalent, das die schmerzhaften Punkte unserer Zeit und unseres Daseins kraftvoll, humorvoll und mit einer feinen Portion Ironie erfasst.
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