
Calypso
Kompakt, ohne Unterbrechungen, ohne Dialoge, in einem einzigen Kapitel, meisterhaft geschrieben, akribisch gestaltet, ist Calypso Ognjen Spahićs Meisterleistung.
Als Martin Dedijer beschließt, die Welt der Familie Dedijer zu beenden – eine Welt, die vom Leben und Tod seines Vaters, des Seemanns Maksim, geprägt war, dessen Leben beim Untergang des Handelsschiffs „Bianca Stella“ im Schwarzen Meer endete –, tut er dies bedingungslos und für immer. Er hängt an einer Konifere nahe seiner Heimatstadt. Der Faden des Seils, an dem er hängt, wird das tragische Schicksal der Familie Dedijer enthüllen: von seinem Vorfahren Tod und seiner Schwester Natalija über seinen Vater Maksim und seine Mutter Marija bis hin zum tiefsten Familiengeheimnis.
Spahićs Martin ist ein emblematischer Held der Zeit nach dem Tod. Er ist Telemachus, der den Spuren seines Vaters folgt und von der Wohnung seiner Kindheit zu dem längst verlassenen Bergdorf wandert, das nur noch von einem leeren Grab mit Maksims Namen bewacht wird. Auf seiner Suche gelangt er immer wieder ins Zentrum des Labyrinths, doch sein Faden ist nur ein dünner Seilfaden. Die Tragödie der Familie Dedijer ist klassisch und ewig, sie ist verstrickt in einer unauflöslichen Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, dem ewigen Kampf von Eros und Thanatos, in dem weder die Nymphe Kalypso noch das legendäre Schiff gleichen Namens des Ozeanographen Cousteau befreiend wirken können, denn die Höhle, in der die Familie Dedijer ruht, ist so dunkel und tot wie der Grund des Schwarzen Meeres.
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