
Gloria in excelsis
Der Roman verwebt drei Geschichten aus der Perspektive dreier Erzähler, die durch Jahrhunderte getrennt, aber durch das bosnische Schicksal und die Erinnerung miteinander verbunden sind. Die komplexe Struktur bedient sich des Chronistenstils, der Mündlich
Erste Geschichte: Die Chronik von Kreševo (1765–1766). Bruder Marijan Bogdanović, Franziskanerchronist des Katharinenklosters in Kreševo, dokumentiert den dreijährigen Wiederaufbau nach einem Brand unter türkischer Herrschaft. Die Sprache ist der mündlichen Überlieferung Andrićs nachempfunden: Jahreszeiten, Traditionen, Aberglaube (Träume von Šimun Paškvan, einer übernatürlichen Eiche). Figuren wie Ivan Gašparov Slavnić irren ohne Erinnerung umher; Bruder Marijan ringt mit der Vernunft gegen das Irrationale und betont so die Multikulturalität Bosniens.
Zweite Geschichte: Das Tagebuch von Zagreb (1945). Željko Ćurlin, ein RAF-Pilot jugoslawischer Herkunft, verbringt vier Monate im Nachkriegs-Zagreb nach der Bombardierung Sarajevos. Paranoia, Scham vor Koča Popović, Begegnungen mit Stepinac und Agent Čajkanović zerstören Illusionen (die Bombe auf Sarajevo, seine Rolle bei den Verbrechen des NDH). Episoden handeln von Onkel Amidža Pepi und verschiedenen Versionen des Todes; gipfelt im Selbstmord und thematisiert die Machtübernahme der Titoisten sowie die Relativierung des Bösen.
Dritte Geschichte: Der Bunker in Sarajevo (2. April 1945). Šimun Paškvan, ein pensionierter Buchhalter und Bunkerschlosser, erzählt von 80 Minuten Panik während der alliierten Bombardierung. Die Sprache der Unterschicht: Spieler mit ungelösten Verbrechen, der Ustascha-Häftling Skorvatzy, Luburić als Inbegriff des Bösen (Entdeckung versteckter Juden). Der Schlüssel symbolisiert die Macht des Schließens und Öffnens; die Bombe bringt eine Apokalypse ohne Erlösung.
Die Geschichten sind durch die Familie Paškvan – Metallurgie, mythisches Schicksal, Jahrhundertsprünge – und die Motive von Schlüssel, Traum und Feuer miteinander verbunden. Themen: bosnische Melancholie, Besatzungen (türkische, Ustascha- und Titoistenherrschaft), der Wandel vom Glauben zur Überzeugung, Zufall versus Logik, der Verlust der Geduld. Der Roman, als Mosaikchronik, verkündet den Tod ohne messianische Erlösung und feiert die „Gloria in excelsis“ im Chaos der Geschichte.
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