
Kant
In seinem Buch „Kant“ interpretiert der russisch-französische Philosoph Alexandre Kojève Immanuel Kant als eine Schlüsselfigur der westlichen Geistesgeschichte neu. Laut Kojève ist der Neukantianismus ein bürgerlicher Intellektualismus, der Handeln und di
Kants System, so Kojève, verbannt das „Ding an sich“ – das ultimative Symbol bürgerlicher Heuchelei und der gespaltenen Vernunft zwischen Handlung und Rede. Kants Philosophie, basierend auf apriorischen Kategorien, beantwortet zwar die klassische Frage „Was können wir wissen?“, erzeugt aber eine Aporie: Die intelligible Welt ist zeitlos und raumlos, wodurch das Ding an sich unerreichbar und Erkenntnis zu einem subjektiven Glauben wird.
In der Hegelschen Kritik verwurzelt, sieht Kojève Kant als Skeptiker im Gewand der Religion: Sein „Als-ob“-Diskurs führt zu endlosem Geschwätz und vermeidet reales Handeln. Indem er das Ding an sich eliminiert, plädiert Kojève für ein Hegelsches System objektiven Diskurses über die Wirklichkeit, in dem die Wahrheit des Diskurses durch historische Rechtfertigung und politischen Kampf bestätigt wird.
Kant wird somit zum letzten Gefangenen der Transzendentalphilosophie vor Hegels Hinwendung zum Wissen, wobei er die nachhistorische Moral betont: eine Abkehr vom unendlichen Fortschritt hin zur Rechtfertigung der Idee Gottes und der Unsterblichkeit der Seele durch revolutionäre Negation.
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