
Dnevnik melankolije
Dževad Karahasan (1953–2023), ein bosnisch-herzegowinischer Essayist und Theaterwissenschaftler, füllt mit seiner Sammlung Dnevnik melankolije die Lücke des mangelnden Interesses an Drama und Theater in der zeitgenössischen Literatur.
In einer Zeit, in der Neues und Bewährtes gleichgesetzt werden, eröffnet Karahasan als profunder Kenner der Materie vielschichtige Analysen, die mit überraschenden Entdeckungen aufsehenerregen. Der Essayband behandelt thematisch die europäische Literatur, insbesondere das Drama: Kleists Werk, Goethes Faust als Symbol der spirituellen Grenze, Büchners Innovationen. Er kehrt zu Krleža zurück und seziert dessen Muster im Kontext des ehemaligen jugoslawischen Erbes, während der bosnisch-herzegowinische Teil Ahmed Muradbegović – einen vernachlässigten Dramatiker – in den Fokus rückt, den Karahasan einem zeitgenössischen Publikum erschließt.
Zentrale Themen: das faustische Problem in der europäischen Symbolik, Grenzen als existenzielle Metapher, die mitteleuropäische Identität zwischen Ost und West. Melancholie ist nicht nur emotional, sondern auch intellektuell – eine Reflexion über den Zusammenbruch von Traditionen, Kriegstrauma und den Verlust kultureller Kontinuität. Karahasans tiefgründige und provokante Texte vereinen Geschichte, Ästhetik und Philosophie und erinnern uns daran, dass wahres Drama ein Spiegel der europäischen Seele ist.
Als Teil von Karahasans „Tagebuch“ des Exils und der Selbstreflexion feiert diese Sammlung den Essay als Form des Widerstands gegen das Vergessen und bietet „schockierende Enthüllungen“, die den Leser zum Nachdenken über die Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart anregen.
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