
Bijeli klaun
In seinem Roman „Der weiße Clown“ erzählt Damir Miloš eine berührende allegorische Geschichte über einen Clownjungen, der keine Farben unterscheiden kann, mit seinen Eltern in einem Wanderzirkus lebt, die Welt aber ausschließlich in Grautönen sieht.
Auf der Suche nach dem Sinn seiner einzigartigen Wahrnehmung begegnet der Junge im Wald einem blinden alten Mann. Der Mann wird zu seinem Lehrer: Durch lange, rätselhafte Fragen hilft er ihm, Farben mit seinen Sinnen zu „sehen“ – sich auf die Tiefe des blauen Himmels, die Wärme des Rots, die Stille der weißen Umrisse zu konzentrieren.
Die Vorbereitung auf die Clownrolle führt zu seinem ersten Auftritt: Weiß gekleidet, ohne jegliche Farbigkeit, versteckt er eine blaue Träne auf der Bühne. Das Publikum ist entsetzt, statt zu lachen, sodass der Junge, seinen Platz im Zirkus verloren, sich auf eine Gedankenreise begibt. Weiß trägt er als Symbol der Unschuld und seines inneren Widerstands gegen die Oberflächlichkeit des Alltags.
Die zentrale Botschaft des Werkes ist die Auseinandersetzung mit dem „traurigen Clown“ als Ur-Archetyp: Wahre Emotionen kommen aus der Tiefe, nicht aus Verwirrung oder falscher Fröhlichkeit. Durch Begegnungen mit der Prinzessin im Wald und mühsames inneres Wachstum erkennt der Junge, dass die Welt zu sehr von Hast, Materialismus und mangelndem Mitgefühl geprägt ist. Erst als er sein Gesicht weiß bemalt und eine blaue Träne an die Wange gießt, erkennt er, dass es nicht seine Aufgabe ist, die Welt zum Lachen zu bringen, sondern sie zu ermutigen, wahrhaftig zu leben.
Die Schlussszene, in der der Junge drei Tage lang auf einer Waldlichtung auf die Rückkehr des alten Mannes wartet und dann eine blaue Träne auf eine weiße Maske sabbert, ist ein Symbol für die anhaltende Traurigkeit der Menschheit – aber auch für die Hoffnung. Er wird zu einem weißen Clown, der durch die Welt geht, die Menschen beobachtet und sich fragt, bis die Zeit kommt, in der alle wahrhaft glücklich sein werden.
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